[Nasional-d] Bombenterror auf Bali - Mindestens 58 Tote
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Sun Oct 13 04:00:07 2002
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Bombenterror auf Bali - Mindestens 58 Tote
"Ich habe einen Mann gesehen, dessen Kopf abgerissen war"
Bei einer Serie von Bombenanschlägen sind auf der Ferieninsel Bali mindestens 58
Menschen getötet worden, darunter 15 Ausländer. Außerdem wurden etwa 180
Personen verletzt, unter ihnen sind drei Deutsche. Eine Bombe explodierte in der
Nähe des US-Konsulats.
Jakarta - Ein Polizeisprecher sagte, die Zahl der Opfer werde vermutlich noch
steigen, da noch immer Leichen aus den Trümmern zweier Nachtclubs geborgen
würden.
Nach Angaben des Auswärtige Amtes wurden bei den Bombenanschlägen auch drei
Deutsche Urlauber verletzt. Zwei von ihnen stammen aus Niedersachsen, einer aus
Thüringen. Sie befinden sich in einem Krankenhaus im Küstenort Kuta und werden
vom deutschen Honorarkonsul betreut.
Polizeiangaben zufolge ereigneten sich drei Explosionen zeitgleich kurz nach 23
Uhr vor zwei Nachtlokalen in dem bei ausländischen Touristen beliebten Kuta
Beach. Vorherige Berichte, wonach sich eine Explosion auch im Touristenzentrum
Ubud ereignete, wies die Polizei zurück. Der Verdacht eines Terror-Anschlags
liegt nah.
Offenbar waren die Bomben in zwei Autos versteckt, die vor den gut besuchten
Clubs abgestellt waren. Eine weitere Bombe ging etwa 100 Meter vom US-Konsulat
in der Inselhauptstadt Denpasar hoch. Von dort gab es aber keine Berichte über
Verletzte.
Ein Fotograf berichtete, er habe an einem der Explosionsorte bis zu 15 zerstörte
Autos gesehen. In einem der Lokale befänden sich noch Menschen, deren Zustand
unklar sei. "Ich habe einen indonesisch aussehenden Mann gesehen, dessen Kopf
abgerissen war", sagte er. Der Explosionsort sei total verwüstet. Bei der
Explosion am Kuta Beach seien in einer Umgebung von 500 Metern Fensterscheiben
zersprungen, berichteten Augenzeugen.
Ein Krankenhausmitarbeiter berichtete, unter den Verletzten seien Amerikaner und
Australier. Das US-Außenministerium teilte mit, es habe keine Informationen
darüber, ob US-Bürger unter den Opfern seien. Eine Sprecherin des Auswärtigen
Amtes in Berlin sagte am Samstagabend, der deutsche Honorarkonsul sei vor Ort
und mache sich ein Bild von der Lage.
"Jakarta Post" spricht von 60 Toten
Die indonesische Tageszeitung "Jakarta Post" berichtete zunächst in ihrer
Internet-Ausgabe, dass bei den Anschlägen 60 Menschen ums Leben gekommen seien.
Weit über hundert Menschen seien verletzt worden. Alleine im "Sanglah Hospital"
in der Hauptstadt Denpasar würden 160 Menschen behandelt. Zwei weitere
Krankenhäuser hätten jeweils 20 Verletzte aufgenommen. Es werde befürchtet, dass
unter den Trümmern eingestürzter Häuser viele weitere Tote liegen, berichtet die
"Jakarta Post" weiter.
Andere Quellen zitieren Molin Yusiasa, einen Arzt am Denpassar's main Sanghlah
Hospital. Er ging nach einer Zählung sogar von 67 Todesopfern aus.
Gewinner eines SWR3-Radioquiz wohlauf
Die zehn Gewinner eines Quiz des Radiosenders SWR3, die auf Bali Urlaub gemacht
haben, sind nach Informationen des Südwestrundfunks (SWR) in Baden-Baden
wohlauf. "Die ersten zehn Gewinner des Spiels sind gerade auf dem Rückflug, die
zweite Gruppe sitzt jetzt im Flugzeug nach Indonesien", sagte SWR3-Redakteur
Thomas Jung am Samstag Abend gegenüber SPIEGEL ONLINE. Der Sender werde die zehn
Gewinner der zweiten Runde nach ihrer Ankunft in Indonesien umfassend über die
Lage informieren und ihnen anbieten, sie sofort wieder nach Deutschland
zurückzuholen. Die dritte Runde des Gewinnspiels wurde unterdessen abgesagt.
Einer der Anschläge ereignete sich nach Angaben des SWR rund 20 Kilometer vom
Sheraton Hotel in Kuta Beach entfernt, wo die Gewinner des Radioquiz
untergebracht waren.
Unterschlupf für al-Qaida-Kämpfer
Die Polizei und die Armee nahmen sofort die Ermittlungen auf. Indonesien gilt
seit langem als Hort für Terroristen, auch für Anhänger des Terror-Netzwerks
al-Qaida. Deshalb war die Regierung des Landes mehrmals von den USA aufgefordert
worden, mit der Polizei und den Geheimdiensten gegen Terroristen vorzugehen.
Trotzdem gehen Sicherheits-Experten davon aus, dass sich Terroristen relativ
ungestört in dem Land aufhalten und bewegen können.
In der Folge von Terrordrohungen hatte in Indonesien die Sorge vor Anschlägen in
der jüngsten Zeit zugenommen. Auf den Inseln Indonesiens war es in den
vergangenen Jahren immer wieder zu Unruhen gekommen. Bali galt jedoch bislang
als sicher. Indonesien ist das Land mit der größten Moslemgemeinde der Welt. Auf
Bali leben jedoch überwiegend Hindus.
© SPIEGEL ONLINE 2002