[Nasional-d] Experten: Bali-Anschlag trägt Handschrift der El
Kaida
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Thu Oct 17 11:24:01 2002
Montag 14. Oktober 2002, 17:06 Uhr
Experten: Bali-Anschlag trägt Handschrift der El Kaida
Jakarta (Reuters) - Der Anschlag auf der indonesischen Ferieninsel Bali trägt
nach Ansicht von Experten die Handschrift der extremistischen Moslemorganisation
El Kaida, die auch für die Anschläge vom 11. September 2001 in den USA
verantwortlich gemacht wird. Rund 200 Menschen kamen bei dem Attentat ums Leben,
dem schwersten seit dem 11. September.
Führende Politiker weltweit forderten einen engen Schulterschluss im Kampf gegen
den Terrorismus. Nachbarländer Indonesiens sehen ihre Warnungen bestätigt, dass
dort moslemische Extremisten besonders aktiv sind. Das Attentat hatte
unmittelbare Auswirkungen auf Aktien- und Finanzmärkte.
Indonesiens Verteidigungsminister Matori Abdul Djalil sagte am Montag, der
Anschlag sei ein Hinweis darauf, dass El Kaida in dem Land Fuß gefasst habe.
"Ich sehe, das Attentat wurde von Profis ausgeführt", sagte Matori in Jakarta.
Er habe im Gegensatz zu anderen keine Bedenken auszusprechen, dass in Indonesien
ein Netz der El Kaida existiere. Die Polizei erklärte, sie habe einige Namen in
Verbindung mit dem Anschlag, nannte aber keine Einzelheiten.
FORDERUNGEN NACH SCHULTERSCHLUSS GEGEN TERRORISMUS
UNO-Generalsekretär Kofi Annan sagte am Montag in Peking zu den Anschlägen:
"Diese tragischen Ereignisse zeigen, wie wichtig die Zusammenarbeit aller
Staaten im Kampf gegen Terrorismus und für die Verteidigung der Menschenrechte,
der
Freiheit und der Herrschaft des Gesetzes ist." Die Anschläge auf Bali verstießen
gegen alle moralischen Standards und seien durch nichts zu rechtfertigen. Der
Präsident der
EU-Kommission, Romano Prodi, forderte die internationale Gemeinschaft auf, sie
müsse alles tun, um die Ursachen des Terrorismus zu bekämpfen.
US-Präsident George W. Bush mahnte: "Die Welt muss sich dieser globalen
Bedrohung stellen." Sein französischer Kollege Jacques Chirac sagte, die Welt
stehe vor einer großen Herausforderung, die alle gemeinsam annehmen müssten.
Frankreich sei entschlossen, den Kampf aufzunehmen und seine Interessen zu
schützen.
Australiens Ministerpräsident John Howard forderte Indonesien auf, alles zu tun,
um des Terrorismus' Herr zu werden. Singapur und Malaysia hatten Indonesien
vorgeworfen, gegen Verdächtige nicht entschlossen genug vorzugehen. Die
indonesische Regierung hatte bislang immer erklärt, sie habe keine Hinweise auf
terroristische Aktivität in dem Land.
Der Terrorismus-Experte Rohan Gunaratna, Autor des Buches "Inside Al Qaeda:
Global Network of Terror" sagte, El Kaida habe eine starke Präsenz in
Südostasien. Kern ihrer Aktivität in Indonesien sei die Gruppe Jemaah Islamiah
und deren Führer Abu Bakar Bashir. Diese Gruppe müsse zerstört und vernichtet
werden. Auch in deutschen Sicherheitskreisen hieß es, es gebe Hinweise darauf,
dass Jemmaah Islamiah hinter den Anschlägen auf Bali stecke. Die Gruppe habe in
der Region mehrfach Attentate verübt und verfüge über Kontakte zu El Kaida.
Am Samstagabend waren fast zeitgleich vor zwei Nachtlokalen auf Bali Bomben
explodiert. Eine dritte detonierte in der Nähe eines US-Konsulats. Die Mehrzahl
der mindestens 183 Todesopfer waren nach amtlichen Angaben Ausländer, darunter
15 Australier, zwei US-Bürger und eine Deutsche. Indonesische Behörden zufolge
wurden mindestens 300 Menschen verletzt.
Ein australischer Urlauber, der überlebt hatte, sagte am Flughafen zu
Journalisten: "Es war, als sei Krieg ausgebrochen. Da war einfach Angst." In
einem Leichenschauhaus von Bali blätterten Angehörige durch Fotos, um Verwandte
zu identifizieren.
ZAHLREICHE DEUTSCHE NOCH UNTER DEN VERMISSTEN
Zehn Bundesbürger sind nach Angaben des Auswärtigen Amtes in Berlin unter den
Verletzten. Vier von ihnen seien aus dem Krankenhaus bereits entlassen und sechs
weitere nach Australien zur Behandlung geflogen worden. Zwölf Deutsche würden
noch vermisst. Das Auswärtige Amt warnte vor Reisen nach Bali. Das
Bundeskriminalamt (BKA) schickte Experten dorthin, die bei der Identifizierung
der Opfer helfen sollen.
Das US-Außenministerium riet von Reisen nach Indonesien ab und forderte alle
US-Bürger in Indonesien auf, das Land zu verlassen. Zudem wurden Vorbereitungen
für den Abzug aller US-Regierungsbeamten in Indonesien getroffen, die dort nicht
unbedingt gebraucht werden.
ANSCHLÄGE DRÜCKEN STIMMUNG AN DEN MÄRKTEN
Die Bombenanschläge haben am Montag an den internationalen Finanzmärkten die
Stimmung gedrückt. Der Deutsche Aktienindex (Dax (Xetra: ^GDAXI - Nachrichten) )
verlor zeitweise mehr als drei Prozent, erholte sich im Verlauf des Handels aber
leicht. Andere Börsen in Europa und einige Märkte in Südostasien reagierten
ebenfalls mit Kursverlusten. Besonders unter Druck gerieten die Aktien von
Fluggesellschaften und Reiseveranstaltern, da Anleger nach den Anschlägen einen
neuen Rückschlag für die Tourismusbranche befürchteten. Wegen der höheren
Unsicherheit stiegen dagegen die Kurse der als sichere Anlagen geltenden
Staatsanleihen. Auch Gold verteuerte sich. Der Dollar und der Ölpreis reagierten
kaum.