[Nasional-d] Auswaertiges Amt fordert Deutsche in Indonesien zur Ausreise auf

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Sat Oct 19 01:48:02 2002


Freitag 18. Oktober 2002, 15:14 Uhr

Auswärtiges Amt fordert Deutsche in Indonesien zur Ausreise auf

Berlin/Jakarta (AFP)

Nach Reisewarnungen der Regierungen Großbritanniens, Australiens und Neuseelands
hat auch das Auswärtige Amt in Berlin alle Deutschen zum Verlassen Indonesiens
aufgefordert. Deutsche Bürger, "deren Aufenthalt nicht unverzichtbar ist, sollten
ihre Ausreise erwägen", empfahl ein Sprecher am Donnerstagabend. Australiens
Premier John Howard und sein malaysischer Kollege Mahathir Mohamed warnten am
Freitag vor weiteren Anschlägen in Südostasien. Der indonesische Islamistenführer
Abubakar Baasyir bestritt erneut, in den Anschlag auf Bali am vergangenen Samstag
mit mindestens 186 Toten verwickelt gewesen zu sein.

Weitere Attentate seien "sehr wahrscheinlich", sagte Howard am Freitag in Kuta, wo
er an einer Zeremonie zum Gedenken an die Opfer teilgenommen hatte. Für Sonntag
rief die australische Regierung einen nationalen Trauertag aus. Alle Australier
wurden aufgefordert, um 12.00 Uhr Ortszeit eine Schweigeminute einzulegen. Das
erste australische Todesopfer sollte am Wochenende heimgeflogen werden, wie der
Radiosender ABC berichtete.

Nach Behördenangaben könnten unter den Toten bis zu 114 Australier sein. Ein
Verantwortlicher des Krankenhauses der Hauptstadt von Bali, Denpasar, sagte, dass
die Opferzahl vermutlich noch steigen werde. Angehörige beklagten sich über
ausbleibende Fortschritte bei der Identifizierung der Toten. Bei dem Anschlag war
auch eine auf Bali lebende Deutsche ums Leben gekommen. Fünf Deutsche werden noch
vermisst. Sechs liegen mit schweren Verletzungen in Krankenhäusern in Australien
und Deutschland.

Der malaysische Ministerpräsident Mahathir Mohamed warnte vor Terroranschlägen in
seinem Land. Wie auf Bali könnten Extremisten auch in Malaysia zuschlagen, sagte
der Regierungschef am Freitag bei einem Besuch in der indischen Hauptstadt Neu
Delhi. Es gebe jedoch keinen Grund zur Panik, die malaysischen Sicherheitskräfte
hätten frühzeitig Vorsichtsmaßnahmen ergriffen. In Malaysia waren in den letzten
Tagen mindestens fünf mutmaßliche Mitglieder der Extremistengruppe Jemaah
Islamiyah ergriffen worden. Die "Islamische Gruppe" wird zusammen mit dem
El-Kaida-Netzwerk hinter dem Attentat auf Bali vermutet.

Baasyir bestritt eine Mitschuld: "Wenn die Polizei Beweise hat, soll sie sie
vorlegen", sagte der Geistliche vor Journalisten in der zentraljavanischen
Ortschaft Ngruki, wo er eine religiöse Schule leitet. Er rechne allerdings damit,
dass er auf Grundlage des geplanten Anti-Terror-Dekrets der Regierung verhaftet
werde. Im Anschluss an die Pressekonferenz erlitt der 64-Jährige nach Angaben
eines Anwalts einen Schwächeanfall. Er wurde in ein Krankenhaus eingeliefert.
Baasyir könne deshalb nicht am Samstag zum Verhör bei der Polizei erscheinen,
sagte sein Anwalt weiter. Der 64-Jährige steht nach Polizeiangaben nicht im
Verdacht, am Anschlag auf Bali beteiligt gewesen zu sein.

Indonesien schloss mit Polizei-Experten aus Australien, Großbritannien, USA,
Deutschland, Neuseeland und Japan ein Abkommen zur gemeinsamen Untersuchung des
Anschlags. Wie ein australischer Polizeiverantwortlicher sagte, ermitteln derzeit
knapp hundert ausländische Experten vor Ort. Die indonesische Präsidentin Megawati
Sukornoputri wollte noch am Freitag ein Anti-Terror-Gesetz erlassen, mit dem
Verdächtige bis zu ein Jahr ohne Gerichtsbeschluss festgehalten werden können.
Zudem können terroristische Aktivitäten künftig mit der Todesstrafe bestraft
werden.