[Nasional-d] Petitionsausschuss Bayerischen Landtag - Sachen Sitti Julia

munindo nasional-d@polarhome.com
Wed Oct 23 01:24:01 2002


Erika Lorenz
Schneeglöckchenstraße 84 A
80995 München


An den
Petitionsausschuss
Bayerischen Landtag

München



München, den 16.9.02

Petition in Sachen Sitti Julia, geb. 9.7.1978 in Bandung/Indonesien wegen Visum
für Aupair-Tätigkeit


Sehr geehrte Damen und Herren,
wegen folgenden Sachverhalts bitte ich um Petition:

Frau Julia Sitti hat durch Vermittlung  der Aupair-Agentur Konnex einen Vertrag
mit der Familie Bucher in Vaterstetten geschlossen (Anlage 1). Sie studiert in
Indonesien deutsche Literatur und wollte durch einen Aufenthalt in Deutschland
ihre deutschen Sprachkenntnisse verbessern.
Am 16. März 2002 reiste Julia Sitti nach Deutschland ein und nahm ihre Tätigkeit
bei  Familie Bucher auf.
Im Juni wandte sich Frau Sitti an die Au-Pair Agentur, vertreten durch Frau
Sedran, mit dem Wunsch einer anderen Gastfamilien zugeteilt zu werden. Gegenüber
Frau Sedran begründete sie dieses Anliegen mit dem Verhalten der Kinder der
Familie Bucher, die ihren Anordnungen keinerlei Folge leisteten und sehr schwer
zu beaufsichtigen seien.
Im darauffolgenden Gespräch mit der Gastfamilie, Frau Sedran und Frau Sitti,
wurde beschlossen, dass Frau Sitti es in der Gastfamilie weiterhin versuchen
solle, zurecht zu kommen. Es sei "deutsche Kultur", dass Kinder nicht folgen und
in einer anderen Familie könne das gleiche Problem auftreten.
Im Juli schloss sich der 3-jährige Sohn der Gastfamilie in die Toilette ein,
verstopfte das WC mit Toilettenpapier und verursachte durch Betätigen der
Spülung eine Überschwemmung. Frau Sitti versuchte zunächst den Jungen zu
überreden, die Türe zu öffnen und holte dann die Nachbarn zu Hilfe, die die Türe
mittels eines Werkzeugs öffneten. Durch das auslaufende Wasser wurde der
Holzboden beschädigt.
Daraufhin erfolgte ein Gespräch zwischen den Gasteltern und Frau Sitti. Der
Vater der Kinder wies Frau Sitti darauf hin, dass die Kinder eine strenge Hand
bräuchten und sie könne erforderlichenfalls einen Klaps auf den Po geben. Falls
sie die Familie verlassen würde, kämen finanzielle Forderungen auf sie zu.
Frau Sitti entschloss sich daraufhin, weiterhin in der Familie Bucher zu
bleiben.
Ende Juli brachte Frau Sitti die beiden Kinder der Familie Bucher zum Turnen in
den Kindergarten. Der 3-jährige Sohn der Gastfamilie fiel dort die Treppe
herunter. Dies geschah in einem Augenblick, als Frau Sitti gerade mit dem
anderen Kind beschäftigt war. Frau Sitti beruhigte zunächst den Jungen, trug ihn
nach Hause und kühlte dort den Fuß mit Eis. Etwa 1,5 Stunden später kam die
Mutter nach Hause, diese wartete zunächst noch etwa eine halbe Stunde ab und
suchte dann mit dem Kind eine Klinik auf, wo ein Beinbruch diagnostiziert wurde.
Am nächsten Tag trat sowohl Frau Sitti, als auch die Familie Bucher jeweils den
geplanten Urlaub an.
Nach Rückkehr aus dem Urlaub fand ein weiteres Gespräch mit Familie Bucher, Frau
Sedran und Frau Sitti statt. Es wurde beschlossen, dass Frau Sitti nun die
Gastfamilie wechseln solle. Frau Sitti ging am nächsten Tag zu Frau Sedran. Die
zur Wahl stehenden Familien befanden sich jedoch leider alle in Urlaub, so dass
Frau Sitti geraten wurde, sich über "Kurz und Fündig" selbst eine Gastfamilie zu
suchen.

Frau Sitti meldete sich zunächst telefonisch auf die Anzeige von Frau Karagic
bei dieser. Frau Karagic war ebenfalls von einer Agentur empfohlen worden, sich
über diese Zeitung nach einem Aupair-Mädchen umzusehen, wenn sie es kurzfristig
haben wolle.

Frau Sitti kam zur Vorstellung zur Familie Karagic und berichtete zu Beginn des
Gesprächs sofort über die beiden Vorfälle, verbrachte den ganzen Tag mit der
Familie und spielte mit den Kindern.
Die Kinder und die Eltern Karagic entschieden sich nach diesem Tag Frau Sitti
als Aupair-Mädchen gewinnen zu wollen.
Frau Karagic versuchte am nächsten Tag die Agentur, d. h. Frau Sedran,
telefonisch zu erreichen. Diese war in Urlaub.
Am Freitag, den 23.8.02 ging Frau Karagic mit Frau Sitti ins
Kreisverwaltungsreferat (KVR) in München, um wegen der notwendigen Formalitäten
nachzufragen. Frau Ritter erklärte den beiden, dass Frau Sitti zunächst in
München gemeldet sein müsse, damit die Zuständigkeit des KVR gegeben sei.
Daraufhin meldeten die beiden Frau Sitti in München bei Familie Karagic an. Frau
Ritter teilte nach Vorlage der Anmeldebestätigung dann mit, dass das Visum von
Ebersberg jetzt ungültig sei und entwertete dieses. Sie erstellte eine
Bescheinigung, dass Frau Sitti bis zum 23. September 02 in Deutschland sein
dürfe. Frau Sitti dürfe sich zwar in München aufhalten, aber nicht arbeiten.
Sobald die Papiere von Ebersberg da seien, werde der Fall weiterbearbeitet und
das Visum erteilt.
Am gleichen Nachmittag konnte Frau Karagic Frau Sedran über Handy erreichen. Sie
stellte sich als neue Gastmutter vor. Frau Sedran war dies jedoch bereits
bekannt. Frau Karagic erkundigte sich auch bei Frau Sedran nach den notwendigen
Formalitäten und wurde auf das KVR hingewiesen. Frau Karagic erklärte, bereits
dort gewesen zu sein und die Sachbearbeiterin würde auf ein Schreiben der
Agentur warten. Frau Sedran erklärte sich bereit, ein Schreiben mit der
Mitteilung über den Wechsel der Gastfamilie an das KVR zu senden, Frau Karagic
solle ihr hierzu die persönlichen Daten faxen. 

Am Samstag, den 24.8.02 holte Frau Karagic Frau Sitti nach München ab. 

Beim nächsten Besuch im KVR, am Dienstag, den 3. September wurde von Herrn Traub
gesagt, dass die Unterlagen von Ebersberg noch nicht da seien, und vor der
nächsten Vorsprache solle telefonisch bei Frau Ritter nachgefragt werden, ob das
Visum fertig sei. Außerdem sei noch eine Bestätigung vorzulegen, dass die
Umgangssprache in der Gastfamilie deutsch ist.
Frau Sitti erschien am Donnerstag, den 12. September 02 ohne Begleitung im KVR,
da Frau Karagic versichert wurde eine Begleitperson sei nicht nötig.

Herr Traub ließ Frau Sitti durch einen englischsprachigen Dolmetscher
vermitteln, dass das Visum nicht verlängert werden kann. Es sei ein Fax von der
Agentur gekommen. Diese beiden Vorfälle in der Familie Bucher seien
ausschlaggebend dafür, dass das Visum nicht verlängert werden könne. Frau Sitti
müsse Deutschland verlassen und den Antrag auf Visumserteilung zurückziehen. Auf
den Wunsch von Frau Sitti, vor Rücknahme des Visumantrags mit ihrer Gastfamilie
oder Agentur zu sprechen, wurde ihr erklärt, dies sei nicht möglich, sie müsse
heute unterschreiben, andernfalls müsse sie 75 Euro bezahlen. Frau Sitti, die
sowieso noch 700 Euro Schulden bei der Familie Bucher für die Rückzahlung des
Fluges hat, wurde dadurch so verunsichert, dass sie das vorgelegte Papier
unterschrieb.
Am Freitag, den 13. September 2002 kamen Frau Karagic und Frau Sitti erneut zum
KVR. Frau Karagic fragte, ob es Sinn hätte, wenn die erste Gastfamilie ein
befürwortendes Schreiben schicken würde. Sie hatte am Donnerstag abend Kontakt
mit der Familie Bucher aufgenommen. Herrn Bucher war das Schreiben der Agentur
an das KVR nicht bekannt.
Am 13. September schickte Herr Bucher ein den weiteren Aufenthalt befürwortendes
Fax an das KVR zu Händen Herrn Traub (Anlage2).
Frau Sedran schickte ebenfalls am 13. September noch ein befürwortendes
Schreiben an Herrn Traub (Anlage3).

Heute war ich mit Frau Karagic und Frau Sitti im Kreisverwaltungsreferat und wir
sprachen nochmals bei Herrn Traub vor. Er erklärte mir, dass wegen der beiden
Vorfälle in der ersten Gastfamilie eine Visumserteilung nicht möglich gewesen
sei und außerdem habe Frau Sitti den Antrag ja zurückgezogen.

Ich bin selbst Mutter von zwei Jugendlichen und habe in meiner Jugend
ehrenamtlich Kinder bei ein- und mehrtägigen Ausflügen betreut und weiß, dass es
bei manchen Kindern besonders schwierig ist, aufzupassen. Die beiden Vorfälle in
der Familie Bucher hätten mit jeder anderen Aufsichtsperson genauso passieren
können. Frau Sitti hat in beiden Fällen situationsgemäß reagiert (Nachbarn
holen, bzw. Fuß kühlen bis Mutter kommt).

Ich beantrage, den Aufenthalt von Frau Sitti als Aupair-Mädchen entsprechend dem
Vertrag bis März 2003 zu ermöglichen. 

Mit freundlichen Grüßen



Erika Lorenz

Anlagen:
1)	Au-Pair-Vertrag zwischen Familie Bucher und Frau Sitti
2)	Fax von Herr Bucher
3)	Fax von Frau Sedran
4)	Au-Pair-Vertrag zwischen Familie Karagic und Frau Sitti


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