[Nasional-d] Bali-Attentäter werden weltweit gesucht

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Tue Oct 15 00:48:00 2002


Montag 14. Oktober 2002, 19:06 Uhr

Bali-Attentäter werden weltweit gesucht

Kuta/Sydney/Berlin (dpa) - Zwei Tage nach den schlimmsten Anschlägen seit dem
11. September haben Spekulationen um eine mögliche Täterschaft des
Terrornetzwerks El Kaida neuen Auftrieb erhalten. "Ich glaube, dass El Kaida
etwas mit dem zu tun hat, was auf Bali passiert ist", sagte der indonesische
Verteidigungsminister Matori Abdul Jalil am Montag vor Reportern in Jakarta.
"Dieser Vorfall lässt mich glauben, dass es ein El-Kaida-Netzwerk in Indonesien
gibt." Jalil präsentierte allerdings keine neuen Beweise.

Zuvor hatte schon die australische Regierung von einem gezielten Terroranschlag
gegen westliche Urlauber gesprochen, dessen Drahtzieher möglicherweise
Verbindungen zum Terrornetzwerk El Kaida von Osama bin Laden hätten.
Außenminister Alexander Downer wiederholte vor seiner Abreise nach Bali und
Jakarta, wo er mit indonesischen Regierungsbeamten sprechen wollte, seinen
Verdacht gegen indonesische Islamisten. Die radikale Gruppe Jemaah Islamiyah sei
"wahrscheinlicher Schuldiger".

Die Bundesregierung zeigte sich zurückhaltend. Außenminister Joschka Fischer
bezeichnete die Vermutung, dass das El-Kaida-Netzwerk verantwortlich sei, als
Spekulation, "die ich nicht bestätigen kann". Wer die Bombenanschläge auf der
indonesischen Ferieninsel mit 189 Toten verübt hat, blieb unklar. Bis zum Montag
bekannte sich niemand zu den Bombenattentaten. Auch wurde nichts über Festnahmen
bekannt.

Indonesische Rettungsmannschaften suchten noch immer nach Vermissten. Die Zahl
der Todesopfer stieg auf 189. Zwei Schwerverletzte starben während des
Transports in australische Krankenhäuser. Die Mehrzahl der Toten und der mehr
als 300 Verletzten stammt wahrscheinlich aus Australien. Australische Medien
berichteten, dass noch 220 Australier auf Bali vermisst würden. Auch acht
Deutsche wurden nach Angaben des Auswärtigen Amtes noch immer vermisst. Zuvor
war der Tod einer Deutschen bestätigt worden.

Die internationalen Ermittlungen gegen die Täter liefen auf Hochtouren.
Australien schickte mehrere Dutzend Polizei- und Geheimdienstexperten. Auch die
USA und Großbritannien boten Hilfe an. Das Bundeskriminalamt in Wiesbaden wollte
der indonesischen Regierung mit einer so genannten Identifizierungskommission
helfen, die besonders darin geschult ist, Tote durch Zahnschema, Fingerabdrücke
oder DNA-Tests zu identifizieren. Ein Sprecher des größten Krankenhauses auf
Bali sagte, es sei sehr schwer, die Toten zu identifizieren. Häufig würden nur
Leichenteile gebracht, viele der Opfer seien bis zur Unkenntlichkeit verbrannt.

UN-Generalsekretär Kofi Annan forderte die Welt auf, im Kampf gegen den
Terrorismus noch enger zusammenzurücken. "Es ist tragisch. Es ist brutal und ein
inhumaner Akt", sagte Annan am Montag in Peking.

Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) bot Indonesien Hilfe bei der Suche nach den
Tätern an. Er sprach den Regierungen Indonesiens und Australiens sein Beileid
aus. Der verbrecherische Anschlag habe erneut gezeigt, dass der Terror keine
Grenzen kenne und dessen Bekämpfung eine globale Aufgabe sei, die nur gemeinsam
von der internationalen Gemeinschaft gelöst werden könne. Generalbundesanwalt
Kay Nehm will im Zusammenhang mit den Attentaten ein Ermittlungsverfahren
einleiten.

Der australische Ministerpräsident rief seine Landsleute auf, sich auf eine
"katastrophale" Opferzahl einzustellen. Er sprach von einer "nationalen
Tragödie". Die Anschläge nannte er einen "barbarischen, brutalen Massenmord ohne
Rechtfertigung". Er forderte Indonesien zur Zusammenarbeit bei den Ermittlungen
auf.

80 Schwerverletzte, darunter sechs der zehn verletzten Deutschen, wurden in
australische Krankenhäuser ausgeflogen. Auf dem Transport und kurz nach der
Ankunft in Australien starben allerdings zwei der Verletzten. Australische Ärzte
befürchteten, dass viele der Patienten mit schweren Brandwunden die nächsten
Tage nicht überleben werden.

Die Botschaften Großbritanniens und der USA flogen am Montag Personal außer
Landes, das nicht unmittelbar gebraucht wurde. Die indonesischen Behörden
kündigten an, die Sicherheitsvorkehrungen vor den Gesandtschaften sowie anderen
möglichen Terrorzielen zu verstärken. 

Präsidentin Megawati besuchte den Schauplatz der Anschläge.

Kurz nach 23.00 Uhr (Ortszeit) waren am Samstag in dem beliebten Urlaubsort Kuta
Sprengsätze vor zwei gut besuchten Discotheken explodiert.
Zumindest eine der Bomben war in einem Auto versteckt, das vor einem der Clubs
geparkt war. Eine weitere Explosion ereignete sich vor dem US-Konsulat in der
Insel-Hauptstadt Denpasar.