[Nasional-d] Zwei Indonesier auf Bali wegen Anschlags verhört

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Tue Oct 15 20:12:00 2002


Dienstag 15. Oktober 2002, 13:05 Uhr

Zwei Indonesier auf Bali wegen Anschlags verhört

Bali/Frankfurt (Reuters) - Die Suche nach den Attentätern von Bali hat sich am
Dienstag offenbar auf zwei Indonesier konzentriert, die nach offiziellen Angaben
"intensiv verhört" wurden. Die USA und Indonesien vermuten die
El-Kaida-Organisation hinter dem Anschlag, bei dem mehr als 180 Menschen
starben.

Die Behörden stehen wegen der tropischen Witterung zudem unter großem zeitlichen
Druck, die Toten zu identifizieren. Oft helfen nur Gen-Analysen und der
Vergleich von Zahnabdrücken, da von vielen Opfern nur einzelne Körperteile übrig
geblieben sind. Australien schickte fünf Kühlzellen nach Bali, um die Leichen
lagern zu können. In Frankfurt am Main trafen weitere Touristen aus Bali ein,
denen noch der Schrecken ins Gesicht geschrieben stand. Die meisten der Opfer
der Anschläge vor zwei Nachtlokalen am Samstagabend waren ausländische
Touristen.

Die indonesische Polizei teilte mit: "Wir verhören intensiv zwei Personen. Einer
von ihnen hat ausgesagt, dass er anwesend war, als sich der Vorfall ereignete."
Die andere Person stehe in Verbindung zu jemand, dessen Pass am Explosionsort
gefunden worden sei, der jedoch bisher nicht habe ausfindig gemacht werden
können, sagte Polizeichef Da'i Bachtiar vor Journalisten in Jakarta. Am
Anschlagsort sollen zudem Spuren von Plastiksprengstoff gefunden worden sein.

Unterstützt werden die indonesischen Ermittler von der US-Bundespolizei FBI und
australischen Experten. Aus US-Geheimdiensten verlautete, die Anschläge auf Bali
seien von einer hoch entwickelten Terror-Organisation verübt worden, wie es nur
wenige gebe. In der Region gebe es die extremistische islamische Jemaah
Islamiah, die in Verbindung zur El Kaida stehe. Die El-Kaida-Organisation des
Moslemextremisten Osama bin Laden wird auch für die Anschläge am 11. September
2001 in den USA verantwortlich gemacht, bei denen mehr als 3000 Menschen
starben.

KEINE ERKENNTNISSE ÜBER SPUR NACH DEUTSCHLAND

Über eine nach Deutschland führende Spur der Attentäter lagen den deutschen
Ermittlungsbehörden am Dienstag keine Erkenntnisse vor, wie die Sprecherin des
Generalbundesanwalts, Frauke-Katrin Scheuten, sagte. Die Boulevard-Zeitung
"Express" hatte berichtet, ein Marokkaner und ein Ägypter seien vor sieben bis
zehn Tagen mit deutschen Pässen von Frankfurt aus nach Bali geflogen sein. Eine
Zeitung auf Bali habe gemeldet, dass diese Männer die Bomben gezündet hätten,
berichtete das Blatt.

Nach australischen Behördenangaben wurden bislang 40 Tote, davon 22 Australier
identifiziert. Rund 160 Australier würden noch vermisst. "Es wird ein langer und
harter Prozess werden", sagte ein Sprecher der australischen Botschaft.

In Frankfurt eintreffende Touristen aus Bali sprachen bewegt über den Horror der
Bombennacht: Eine etwa 20-jähriges Frau sagte: "Das war unser letzter Abend, wir
saßen auf dem Balkon und haben was getrunken, wir wollten auch dahingehen etwas
später. Dann ist was explodiert, keiner wusste was das ist, das Feuer kam immer
näher". Eine andere Frau sagte: "Wir waren drei Tage vorher in Kuta Beach, aber
als wir das gehört haben, sind wir sofort an den Flughafen gefahren." Ein junger
Mann gab sich unberührt: "Egal wo man ist, man kann immer in die Luft fliegen."

ANSCHLAG VON BALI WURDE WELTWEIT VERURTEILT

In einer einstimmig verabschiedeten Resolution verurteilte der
UNO-Sicherheitsrat am Montagabend "aufs Schärfste" die Bombenanschläge auf Bali
sowie die jüngsten Anschläge in anderen Ländern. Solche Angriffe seien "eine
Bedrohung für den internationalen Frieden und die Sicherheit".
Indonesien müsse dabei unterstützt werden, "die Täter, Organisatoren und
Geldgeber der terroristischen Angriffe" auf die beiden Nachtclubs in Kuta Beach
vor Gericht zu stellen.

"Ich glaube, wir müssen davon ausgehen, dass es El Kaida ist", sagte
US-Präsident George W. Bush in Washington. Seiner Meinung nach passten die
Bombenexplosionen auf Bali ins Muster der Angriffe auf einen französischen
Öltanker vor der jemenitischen Küste und auf US-Soldaten in Kuwait.

Der indonesische Verteidigungsminister Matori Abdul Djalil sagte: "Ich bin
überzeugt, dass es eine Verbindung zwischen El Kaida und einheimischen
Terroristen gibt."