[Nasional-d] Erste heiße Spur nach Bali-Anschlägen

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Tue Oct 15 20:00:13 2002


Dienstag 15. Oktober 2002, 17:08 Uhr

Erste heiße Spur nach Bali-Anschlägen

Jakarta/Berlin/New York (dpa) - Nach den verheerenden Bombenanschlägen auf der
indonesischen Ferieninsel Bali mit mindestens 189 Toten verfolgt die Polizei
möglicherweise eine erste heiße Spur. Als Hauptverdächtiger gelte ein
Indonesier, dessen Personalausweis am Tatort gefunden worden sei, sagte am
Dienstag der indonesische Polizeichef Da'i Bachtiar.

Nach Australien und Indonesien vermutet auch die US-Regierung, dass das
Terrornetzwerk El Kaida hinter den schlimmsten Anschlägen seit dem 11. September
2001 stecken könnte. Der Weltsicherheitsrat verurteilte die Bombenanschläge als
eine "Bedrohung des internationalen Friedens und der Sicherheit."

Die Zahl der vermissten Deutschen auf Bali sank auf sieben. Das teilte am
Dienstag ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin mit. Das Ministerium
schloss nicht aus, dass unter den Vermissten auch Tote sein könnten. Am Montag
waren noch zwölf deutsche Touristen vermisst worden. Eine auf Bali lebende
Deutsche ist bei den Anschlägen ums Leben gekommen. Sechs verletzte Deutsche
wurden noch in Krankenhäusern in Australien behandelt. Generalbundesanwalt Kay
Nehm bemühte sich vor Beginn der Ermittlungen um mehr Informationen über die
Hintergründe der Taten. Bislang bekannte sich niemand zu den Terroranschlägen,
bei denen am Samstag auch über 300 Menschen verletzt worden waren.

Der australische Ministerpräsident John Howard forderte von Indonesien "ein
hundertprozentiges Engagement" bei der Suche nach den Tätern.
Nach den Anschlägen vor den beliebten Discotheken "Sari Club" und "Paddy's", in
denen zahlreiche junge Australier ums Leben kamen, entsandte die Regierung in
Canberra mehr als 50 Polizeibeamte und eine unbekannte Zahl
Geheimdienstmitarbeiter nach Bali. Alle verletzten Australier wurden bis zum
Dienstag ausgeflogen. Etwa 220 Australier, bei denen das Urlaubsziel Bali
besonders beliebt ist, galten als vermisst.

Wie der Polizeichef auf Bali, Brigadegeneral Budi Setiawan, mitteilte, wurden
bislang etwa 50 Menschen im Zusammenhang mit den Attentaten vor zwei gut
besuchten Nachtclubs vernommen. Es sei aber niemand festgenommen oder verhaftet
worden. Man habe bereits die beiden Wohnungen des Hauptverdächtigen durchsucht.
Polizeibeamte hätten zudem Mitglieder seiner Familie vernommen. Zwei Männer
würden besonders intensiv verhört, nachdem sie "verwirrende Angaben" gemacht
hätten. Eine der beiden sei ein Bruder des Hauptverdächtigen. Zu den Befragten
gehörten auch zehn Pakistaner, die aber nach dem Verhör wieder auf freien Fuß
gesetzt worden seien.

In dem Ferienort Kuta auf Bali wurde am Dienstag ein Gedenkgottesdienst für die
Opfer abgehalten. Viele der rund 400 Trauernden weinten, als hinduistische und
christliche Gebete für die Opfer gesprochen wurden. "Das ist eine Tragödie für
die Balinesen, wie auch für die jungen Frauen und Männer, die hier Urlaub
gemacht haben", sagte der belgische Hotelier Eugeen De Gest, der an der Messe
teilnahm. Zuvor hatten Urlauber an Stränden Nachtwachen gehalten und Kerzen im
Gedenken an die Toten entzündet. Bali ist eine hinduistische Enklave in
Indonesien, das gemessen an der Bevölkerungszahl das größte moslemische Land der
Welt ist.

Der Weltsicherheitsrat appellierte in einer am Montagabend (Ortszeit)
angenommenen Resolution an alle Staaten, gemeinsam den Terrorismus überall auf
der Welt stärker zu bekämpfen. An alle Länder erging der Aufruf, Indonesien in
seinen Anstrengungen zu unterstützen, die Täter einer gerechten Strafe
zuzuführen.

Ein indonesischer Polizeisprecher erklärte, es gebe zwei wichtige Zeugen der
Anschläge. Einer von ihnen sei ein Wachmann, der im "Sari Club" gearbeitet habe
und bei den Explosionen verletzt worden sei. Er habe möglicherweise beobachtet,
wer das Auto geparkt habe, in dem eine der beiden Bomben versteckt war. Bei dem
Sprengstoff handele es sich vermutlich um C-4 und TNT, sagte der Ermittler
weiter.