[Nasional-d] Indonesischer Islamist unter Terrorverdacht festgenommen
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Sun Oct 20 17:24:03 2002
Samstag 19. Oktober 2002, 17:47 Uhr
Indonesischer Islamist unter Terrorverdacht festgenommen
Jakarta (dpa) - Der radikale indonesische Islamist Abu Bakar Ba'asyir ist am
Samstag von der Polizei auf Java festgenommen worden. Der 64-jährige Leiter einer
Islamschule, der unter Terrorverdacht steht, sei in einem Krankenhaus der
zentraljavanischen Stadt Solo in Gewahrsam genommen worden, teilte die
indonesische Polizei mit.
Zuvor war Ba'asyir nicht zu einem geplanten Verhör in Jakarta erschienen. Er war
am Freitag mit Atemproblemen in die Klinik gebracht worden. Am selben Tag hatte
die Regierung im Kampf gegen den Terrorismus Notstandsverordnungen erlassen.
Die Polizei wollte Ba'asyir, der als Anführer der Organisation Jemaah Islamiyah
gilt und ein Verehrer von Osama bin Laden ist, zu Vorwürfen im Zusammenhang mit
Terroraktivitäten in ganz Südostasien befragen. Er sollte am Samstag zu einer
Anschlagsserie an Weihnachten 2000 aussagen. Ein 31-jähriger Kuwaiter, der als
Terrorverdächtiger von den USA festgenommen wurde, hat Ba'asyir belastet. Die
australische Regierung hatte nach den Bombenanschlägen auf Bali vor einer Woche
einen Verdacht gegen die radikalislamische Jemaah Islamiyah geäußert.
Über mehrere Monate hatten sich die indonesischen Behörden Forderungen aus den
USA, Malaysia und Singapur widersetzt, Ba'asyir nach Singapur auszuliefern oder
ihn in Indonesien wegen Terroraktivitäten zu belangen. Ba'asyir hat alle Vorwürfe
vehement zurückgewiesen.
Die indonesische Präsidentin Megawati Sukarnoputri hatte am Freitag zwei
Notstandsdekrete unterzeichnet. Die Dekrete räumen den Behörden weit reichende
Befugnisse gegenüber Verdächtigen ein. Die Regelungen sehen die Todesstrafe als
oberstes Strafmaß für verurteilte Terroristen vor.
Außerdem können künftig Verdächtige bis zu drei Tage in Haft genommen werden, auch
wenn den Ermittlern keine harten Beweise gegen sie vorliegen.
Unterdessen wurden am Samstag die ersten Leichen von Australiern, die bei dem
Anschlag vor einer Woche ums Leben gekommen waren, in ihre Heimat überstellt. Der
Sarg der Australierin Angela Golotta kam in ihrer Heimatstadt Adelaide an. Bei den
Anschlägen auf Bali sind mindestens 190 Menschen ums Leben gekommen, zumeist junge
Australier. Experten aus fünf Ländern, darunter auch ein Team des
Bundeskriminalamts, helfen den indonesischen Behörden bei der Identifizierung der
Opfer. Bisher sind erst 42 Opfer identifiziert worden.
Die australische Regierung forderte ihre Bürger am Samstag erneut auf, Indonesien
nach Möglichkeit zu verlassen. Nach Geheimdienstinformationen drohten neue
Anschläge auf bestimmte Vororte der Hauptstadt Jakarta, in denen Ausländer aus
westlichen Ländern wohnen, sagte Außenminister Alexander Downer. Zudem sollten
belebte öffentliche Orte und Vergnügungsviertel wegen der Gefahr gemieden werden.
Der amerikanische Präsident George W. Bush hat in einer Grußbotschaft dem
australischen Volk sein Beileid ausgesprochen. In einer Videoansprache, die am
Samstag veröffentlicht wurde, versprach Bush gemeinsame Anstrengungen gegen den
internationalen Terrorismus. "Wir werden gemeinsam die Mörder jagen, damit
Gerechtigkeit in der Welt herrscht", sagte Bush in dem Videogruß, der am Vorabend
eines offiziellen australischen Trauertages veröffentlicht wurde.