[Nasional-d] Bin Laden-Verbindung zu Bali-Anschlag
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Sun Oct 20 20:24:01 2002
Heidenheimer Presse, 20.10.2002
Bin Laden-Verbindung zu Bali-Anschlag
London/Jakarta/Madrid/Sydney (dpa) - Osama bin Laden, Chef des
Terrornetzwerks El Kaida, hat nach einem britischen Zeitungsbericht
möglicherweise den Sprengstoff für den Anschlag von Bali bezahlt.
Unter Berufung auf ein vertrauliches Dokument des US-Geheimdienstes CIA
berichtete die Londoner "Sunday Times", die radikale Islamistenorganisation Jemaah
Islamiyah, die hinter dem Anschlag stehen soll, habe 74 000 Dollar von Bin Laden
bekommen.
Spanien warnte einem weiteren Zeitungsbericht zufolge Indonesien schon seit
Monaten vor El-Kaida- Stützpunkten in dem südostasiatischen Land. Mit einem
nationalen Trauertag gedachte Australien am Sonntag der Opfer der
Autobomben-Anschläge, bei denen am Samstag voriger Woche mindestens 190
Menschen getötet worden waren.
Mit dem Geld habe Jemaah Islamiya drei Tonnen Sprengstoff bezahlt, die
ihr illegal von der indonesischen Armee verkauft worden seien, schrieb
die "Sunday Times" weiter. Die Summe sei von einem Konto überwiesen
worden, das Scheich Abu Abdullah Emirati gehöre, was eines der
Pseudonyme Bin Ladens sei. Die Informationen stammten von dem Kuwaiter
Omar Faruk, Bin Ladens ehemaligem Beauftragten für Südostasien. Er sei
im Juni in Indonesien festgenommen und in Afghanistan der CIA übergeben
worden, berichtete die Zeitung.
Der radikale indonesische Islamist Abu Bakar Ba'asyir, angeblich einer
der Anführer der Jemaah Islamiya, war am Samstag unter Terrorverdacht
festgenommen worden. Der Leiter einer Islamschule wurde in einer Klinik
der zentraljavanischen Stadt Solo verhaftet. Vor seiner Verhaftung war
der 64 Jahre alte Ba'asyir nicht zu einem geplanten Verhör in Jakarta
erschienen, weil er am Freitag mit Atemproblemen in die Klinik gebracht
worden war. Die Polizei wollte Ba'asyir, der als Anführer der
radikalislamischen Organisation Jemaah Islamiyah gilt und ein Verehrer
von Osama bin Laden ist, zu Vorwürfen im Zusammenhang mit
Terroraktivitäten in Südostasien befragen. Er sollte zu einer
Anschlagserie an Weihnachten 2000 aussagen.
Unter starkem internationalen Druck hatte die indonesische Regierung in
der Nacht zum Samstag eine Notstandsverordnung erlassen, die den
Ermittlern weit reichende Befugnisse einräumt. Sie sieht die Todesstrafe
als höchstes Strafmaß für verurteilte Terroristen vor. Zudem können
künftig Verdächtige bis zu einem Jahr in Haft genommen werden, auch wenn
keine Beweise gegen sie vorliegen.
Hinweise Spaniens auf El-Kaida-Stützpunkte in Indonesien seien nicht
beachtet worden, berichtete die spanische Zeitung "El País" am Sonntag.
Man habe auch angegeben, wo sich ein Trainingslager befinde. Der
angebliche Leiter des Lagers, ein indonesischer Luftfahrtingenieur, habe
Kontakte zu El-Kaida-Zellen in Spanien unterhalten. Wenige Wochen vor
den Anschlägen habe die Madrider Staatsanwaltschaft die indonesische
Justiz in einem Rechtshilfeersuchen darum gebeten, Ermittlungen gegen
den Ingenieur einzuleiten.
Auch der indonesische Verteidigungsminister Matori Abdul Jalil sagte vor
Journalisten auf Bali, er halte nach wie vor El Kaida für den
Drahtzieher der Anschläge, ohne Beweise vorzulegen.
Zum Zeichen der Trauer war am Sonntag in ganz Australien halbmast
geflaggt. Nach einer Schweigeminute zur Mittagszeit läuteten
Kirchenglocken. Der australische Ministerpräsident John Howard sagte,
man werde alles tun, "um diejenigen zu finden, die diese widerliche Tat
begangen haben und sie zur Rechenschaft zu ziehen"